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Power-Percussion

Tönende Tonnen

Originelles Percussion-Programm in der Kirche
Einmal im Monat räumt Pfarrer Diederichs sein Gotteshaus aus - für eine kulturelle Veranstaltung.

von Susanne Esch
Kölner Stadtanzeiger vom 01.05.2003

Nippes - "Gleich werden Musiker auftreten, die die Kirche so richtig zum Klingen bringen", erklärte Pfarrer Thomas Diederich lässig. Mit längeren Haaren, Vollbart und einer Lammfelllederjacke unterschied er sich gar nicht von dem eher jungen Publikum, das zur Veranstaltungsreihe "Kulturkirche" in die Lutherische Kirche gekommen war.

Für die Münchner Schlagzeug-Band "Power Percussion" hatte der Pfarrer seinen Altar beiseite geräumt. Zuschauer drückten sich mit ihren Kölsch-Gläsern in die engen Kirchenbänke, Metalltrommeln wurden neben der mit Ornamenten reich verzierten Holzkanzel und zwischen die roten Ziegelsäulen gestellt. Dann sprangen vier junge, muskulöse Burschen auf die Bühne, und in Windeseile wurde auf metallenen Dingen aller Art herumgeprügelt.

Blecherne Rhythmen erklangen aus kleinen und großen Metalltonnen sowie von Alu-Leitern. Etwas dumpfer erklang das Klopfen auf Plastikeimer. Schließlich schlugen die Musiker sich einfach fröhlich auf die Schenkel, eine Gelegenheit für die vier, auch ihrem komödiantischem Talent Geltung zu verschaffen. Vor johlendem Publikum wurden die Rhythmen dann heißer, bis die Kirche im Techno-Fieber bebte.

Thomas Diederich wippte zufrieden mit. Einmal im Monat räumt der Pfarrer seine Kirche aus, manchmal sogar die Kirchenbänke, je nachdem, was ansteht. Das können verschiedene Bands, Theateraufführungen, Filme, bildende Kunst oder auch eine Party sein. Ziel ist es, den Menschen die Kirche wieder ein wenig schmackhafter zu machen. "Die Leute sollen einen wunderbaren Abend verbringen und gleichzeitig mit unseren Themen in Berührung kommen", erläuterte Thomas Diederich sein Anliegen.

Manche koste es richtig Überwindung, über die Kirchenschwelle zu treten, erklärte er. Aber die Zahl der Gottesdienstbesucher steigt, seitdem er ihnen kulturelle Brücken baut. "Die Kirche ist ein Versammlungssaal. Da muss man sehen, dass auch noch andere Dinge stattfinden", lautet seine Überzeugung. "Wir haben auch bemerkt, dass die Umgebung die Künstler beeinflusst", so Susanne Hartmann, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin. Als die Sängerin Eva Maria Hagen, Mutter von Rock-"Enfant-terrible" Nina Hagen, in der Kirche Brecht-Lieder vortrug, habe sie sich versungen, geflucht und gleich "Oh, Entschuldigung" gestammelt.

Die Jugendarbeit hat Diederich zu seiner Idee inspiriert. Die Teilnehmer verschiedener Jugendtreffs drehten Filme, machten Fotos und viel Musik. Für das mitunter recht rockige Programm öffnete Thomas Diederich letztendlich auch die Pforten seiner Kirche.

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