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Kölnische Rundschau vom 10. Juli 2003
NIPPES. Vielleicht waren die Kirchenbänke absichtlich so hart. Ihre starre Konstruktion, die den Rücken kerzengerade und die Beine eng angewinkelt hielten, verhinderte jedes Zusammensacken durch Müdigkeit oder Langeweile. Doch um aufkommende Langeweile mussten sich die Veranstalter der Kultur-Kirche keine Sorgen machen. Zahlreich drängten sich die Besucher auf den Holzbänken und warteten auf Klaus den Geiger. Der war mit dem Salonorchester angereist, um in dem Gotteshaus in der Merheimer Straße ein Konzert zu geben. Unter dem Motto "Die Südstadt lernt den Norden kennen", wurde er von den Nippesser Kabarettisten und Gastgebern Heinrich Pachl und Marius Jung begrüßt.
Und gleich zu Beginn fidelte Klaus der Geiger temperamentvoll auf seinem Instrument herum, stampfte auf den Boden und sprang quer über die Bühne. So emotional waren seine Ausbrüche, dass sich das Orchester das ein oder andere Grinsen nicht verkneifen konnte. Kabarettist Pachl dagegen stand stoisch auf der Bühne, referierte über Politik, Prominenz und sein Lieblingsthema: Die Müllverbrennungsanlage. Die Erhöhung der Müllgebühren, die über die Jahre homöopathisch verabreicht wurden, vergleicht er mit einem Frosch, den man ins heiße Wasser legt. Irgendwann platzt er. Nicht zuletzt amüsierte er sich über die Verlegung und kurz darauf folgende Schließung der Bücherei in der Blücherstraße.
Ami zu sein, ist nicht mehr cool
Und auch weltpolitisch tobte sich der Mann mit dem wirren Haar aus: Über George W. Bush, dem Erfinder seiner eigenen Versprechen und "die Petze aus Mc Pomm" Angela Merkel. Marius Jung, selbst "halber Amerikaner", sah seine Abstammung als eher hinderlich. "Damals, in der Schule bei den Mädels, war es cool, Ami zu sein", sagt er. "Jetzt geht es nicht mehr." Seit einem halben Jahr laufen in der Kulturkirche Literatur- und Musikveranstaltungen. Mit Pachl, Jung und Klaus dem Geiger kam jetzt die erste Comedy-Veranstaltung. (pwi)
