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Schäl Sick Brass Band und Colors of Cologne

Kirche platzte aus allen Nähten
KULTURKIRCHE Schäl Sick Brass Band und Colours of Cologne gastierten in Nippes

VON ANSELM WEYER
Der Weg 29. Juni 03

Wenn die wahrlich nicht kleine Lutherkirche in Nippes anlässlich eines Konzertes an einem sonnigen Donnerstagabend aus allen Nähten bricht, dann kaum nur deswegen, weil all diese Menschen einmal ohne Gewissensbisse in einem Gotteshaus Kölsch bechern möchten. Ein trotz strahlenden Wetters derart volles Haus zeigt einerseits, dass jenes Konzept der KulturKirche Köln, das bald sein einjähriges Bestehen feiert, voll aufgegangen ist. Andererseits ist es selbstverständlich auch zu nicht geringem Anteil den Attraktionen des Abends zu verdanken, also der Schäl Sick Brass Band und dem Chor Colours of Cologne, die an eben jenem Donnerstagabend ihr Publikum zu wahren Beifallsstürmen hinrissen.

"Colours of Cologne" brachten augenscheinlich sehr viele Zuschauer - eingefleischte Fans natürlich allesamt - mit, denn ihr Auftritt wurde nicht nur nach den Darbietungen mit donnerndem Applaus, sondern bereits vor dem ersten Ton von blendendem Blitzlichtgewitter der Anhänger der Band begleitet. Fünfzig Sängerinnen und Sänger aus siebzehn Nationen waren sichtlich mit viel Engagement und Freude bei der Sache. Das Repertoire bestand zumeist aus Klassikern, etwa "When I‘m 64", "I Can‘t Help Falling in Love With You" oder dem Titelsong des Bette Midler Films "The Rose", aber auch entlegeneres Liedgut kam zu Gehör, unter anderem dem japanischen Kulturkreis entnommen.

Mit welcher Inbrunst der von Teilnehmenden der Volkshochschulkurse "Deutsch für Ausländer" gegründete Chor den Klassiker "In unserem Veedel" interpretierte, lässt die Integrationskraft von Köln in einem wirklich positiven Licht erstrahlen. Und wenn ein Chor sowohl die ausführenden Sängerinnen und Sänger als auch das Publikum erfreut, dann ist das doch ein Erfolg.
Die anschließend spielende "Schäl Sick Brass Band" ist eigenem Vernehmen nach sehr erfreut gewesen über die Kooperation mit den "Colours of Cologne", nicht zuletzt deshalb, so Gitarrist Raimund Kroboth, weil dadurch die doch eher männerlastige Band Bekanntschaften mit den zahlreichen Sängerinnen des Chors zu knüpfen vermochte.

Abgesehen davon gibt es selbstverständlich noch weitere inhaltliche Gemeinsamkeiten zwischen dem, so die Ankündigung, "MultiKulti-Chor und der "Schäl Sick Brass" Band, deren Motto schließlich lautet: ‚Global denken - lokal blasen". Und der Globus umfasst nicht nur weit entfernte Landstriche, sondern auch nähere Gefilde, etwa Bayern. Bezeichnenderweise begann ihr Set mit einem Duett der bulgarischen Sängerin Iwanka Iwanowa mit dem Alphorn spielenden Mitch Höhler. Im Anschluss schien die Band vom Ehrgeiz gepackt, an einem Abend alle möglichen komplexen Rhythmen unterzubringen, wobei es ihnen allerdings bravourös gelang, niemals akademisch zu wirken. Mit kompaktem Bläsersatz und viel Spielfreude drifteten sie nicht etwa in nur Musikwissenschaftlern zugängliche Sonderräume ab, sondern rissen mit Musik aus aller Welt das Publikum mit. Dies ist umso bemerkenswerter, als der Klang in einigen akustischen "Stiefmutterecken" der Kirchen eigentlich nur schwer zu erschließen war. Aber selbst dort boten der Trompeter Udo Moll, die Saxophonisten Detlef Heidkamp und Marcellus Seng sowie Posaunist Mitch Höhler im Bläsersatz, flankiert von Raimund Kroboth und Joachim Gellen an der Tuba sowie Golo Maichel am Schlagzeug und Afra Mussawissade an den Percussions, auch optisch ein ansprechendes Bild.
Dieses Bild, zuweilen noch durch Victoria Riccio ergänzt, erfüllte quasi die Kirche — und zwar gleich dreifach. Das Konzert war nämlich nicht nur auf einer Leinwand an der Rückseite der Bühne zu verfolgen, sondern wurde zusätzlich auf die Kirchendecke projiziert. Und da nutzte der verantwortliche Techniker wirklich alle Möglichkeiten des Effektgerätes, so dass der Abend optisch ebenso abwechslungsreich wurde, wie es die musikalischen Darbietungen ohnehin schon waren.

Zum großen Finale traten alle Musizierenden des Abends gemeinsam auf die Bühne, die somit ebenso voll wurde wie der Zuschauerraum. Am Ende des Konzertes gingen wohl alle zufrieden nach Hause.

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